Hund liegt auf Ordinationstisch und wird von Tierarzt untersucht

Verdauungsbeschwerden bei Hunden und Katzen: die Verstopfung

Im letzten Artikel haben wir bereits betont, dass auch vermeintlich kurzweilige Verdauungsbeschwerden als ernstzunehmende Warnsignale des Tierorganismus verstanden werden sollten. Dies gilt auch für die Obstipation, weitläufig als Verstopfung bekannt, welche unzähligen Tierhalter:innen immer wieder Sorgen bereitet. Katzen sind hierfür noch anfälliger als Hunde. Die folgenden Maßnahmen können Abhilfe schaffen, wenn eine Katze oder ein Hund mit Verstopfung zu kämpfen hat.

Verdauungsbeschwerden im Fokus: Ursachen einer Verstopfung beim Hund und bei der Katze

  • Aufnahme von unverdaulichen Gegenständen
  • Falsche Futterzusammenstellung (zu hoher Knochenanteil in der Futterration)
  • Dehydrierung
  • Zu wenig Faserstoff-Anteil in der Futterration
  • Schmerzen im Bereich des Hinterns und der Hüfte (Aus Angst davor, Kot abzulassen, weil der Vorgang Schmerzen verursacht, hält es der Hund zurück und es kommt zur Verstopfung.)
  • Analdrüsenentzündung
  • Zu wenig Bewegung und Aktivität
  • Hormonelle Störungen
  • Organerkrankungen
  • Megakolon (chronische Verstopfung durch eine Erweiterung des Darms)
  • Höhere Anfälligkeit durch fortgeschrittenes Alter

Um hier Abhilfe zu schaffen und einer Obstipation entgegenzuwirken, kann es hilfreich sein, faserreiche Lebensmittel – sogenannte Ballaststoffe – in die Futterration einzubauen. Zu den ballaststoffreichen Lebensmitteln zählen beispielsweise Kleie, Kokosflocken, Kokos-Mark, Mandeln, brauner Reis, Beeren (Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, rote und schwarze Johannisbeere, Preiselbeeren), Karotten, Sesam, Haferflocken und noch viele mehr. Hierbei ist es allerdings wichtig, zwischen löslichen und unlöslichen Faserstoffen zu unterscheiden. Die meisten Pflanzen enthalten sowohl lösliche als auch unlösliche Ballaststoffe, dies jedoch in unterschiedlichen Mengen.

Unlösliche und lösliche Faserstoffe im Vergleich

Unlösliche Faserstoffe (z.B. Vollkorn; Weizenkleie, die viel Phosphor enthält, daher das Calcium zu Phosphor Verhältnis beeinträchtigen kann und auch oft Verunreinigungen wie Schimmelpilze enthält; Blumenkohl, Kartoffeln, Nüsse) regen die Peristaltik (Eigenbewegung) des Darms an, da sie nicht wasserlöslich und somit unverdaulich sind. Sie enthalten Pflanzencellulose und Hemicellulose, fördern die Darmentleerung über den Dickdarm, führen zum voluminösen und lockeren Stuhlgang und sorgen so dafür, dass mehr Feuchtigkeit im Kot enthalten ist. Doch auch hier ist Achtung geboten, da jene Faserstoffe bei einer zu hohen Dosierung zu sehr weichem Stuhlgang bis zu Durchfall führen können.

Lösliche Faserstoffe (Hafer, Äpfel, Zitrusfrüchte, Karotten, Gerste, Flohsamen, Obst und Gemüse) hingegen sind – wie es der Name schon vermuten lässt – wasserlöslich, enthalten Pflanzenpektin und regen die Peristaltik daher nicht an. Sie werden bakteriell aufgeschlossen und dienen den guten Darmbakterien bzw. dem Mikrobiom als „Futter“.

Abhilfe bei Verdauungsbeschwerden: Ergänzungen und Tipps bei kurzanhaltender Obstipation

  • Kurzzeitig abführende Kost (Kürbis, Sauerkraut, wenig Apfelessig)
  • Präbiotika und Probiotika
  • Aloe Saft
  • Geriebene Äpfel und Karotten oder Karottensaft
  • Reichlich Öle (Achtung: Können schnell zu Diarrhö führen!)
  • Erhöhung des Leberanteils bei Frischfleisch-Fütterung
  • Milchprodukte, die Laktose enthalten (Achtung: Energiegehalt der Ration verändert sich dadurch)

Bei einer ballaststoffreichen Fütterung ist es ebenso wichtig, die Menge nur langsam zu erhöhen, sodass sich der Tierkörper daran gewöhnen kann. Außerdem ist auf eine ausreichende Wasserzufuhr zu achten. Wenn das Tier allerdings länger als 48 Stunden keinen Kot absetzt, sollte ein:e Veterinärmediziner:in aufgesucht werden. Wenn sich das Tier zusätzlich auch noch erbricht, muss schnellstmöglich eine Tierärztin bzw. ein Tierarzt aufgesucht werden, da ein Darmverschluss (Ileus) vorliegen kann.

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