Nierenerkrankungen bei Haustieren

Wenn ein Hund oder eine Katze im fortgeschrittenen Alter häufiger müde erscheint, seltener zum Fressnapf geht, an Gewicht verliert oder das Fell weniger glänzt, schließen manche Tierhalter:innen daraus, dass es sich um typische Alterserscheinungen handelt. Dies mag durchaus stimmen, doch oftmals kann auch lebensbedrohliche Nierenerkrankungen hinter den Symptomen stecken. Gerade ältere Tiere sind des Öfteren von einer chronischen Niereninsuffizienz, kurz CNI genannt, betroffen. Das sollten Haustierbesitzer:innen berücksichtigen.  

Essenziell für den Tierorganismus: die Aufgaben der Nieren

Die Nieren sind in erster Linie als Ausscheidungsorgan, in welchem der Harn gebildet wird, bekannt. Sie dienen auch als Schleuse zwischen Blut und Harn. Stoffe, die nicht im Blut gebraucht werden, werden über die Niere – genauer gesagt von den zuständigen Nephronen in den Nieren – filtriert und danach aus dem Körper ausgeschieden. Zu den weiteren Aufgaben des lebensnotwendigen Organsystems zählt die Aufrechterhaltung wichtiger Körperfunktionen, wie zum Beispiel die Regelung des Blutdrucks, die Bildung roter Blutkörperchen, der Ausgleich des Hormonhaushalts und der Abbau von Abfallstoffen.

Typische Symptome bei Nierenerkrankungen

Die Anzeichen von Nierenerkrankungen sind vielfältig. So zählen beispielsweise ein erhöhtes Trinkverhalten, ein erhöhter Urinabsatz, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Durchfall, Gewichtsverlust, ein starker Geruch aus dem Maul, Anämie (Blutarmut) oder auch Knochenendmineralisierung zu möglichen Symptomen. Da diese jedoch auch auf weitere Erkrankungen zutreffen können, ist es wichtig, regelmäßig – also mindestens einmal pro Jahr – ein aktuelles Blutbild (Harnstoff, Kreatinin, Phosphor und SDMA-Früherkennungswert) inklusive Organprofil von seinem Haustier machen zu lassen, um bestmöglich vorzusorgen. 

Typisch für eine chronische Niereninsuffizienz ist außerdem ihr schleichender Verlauf. Gerade deswegen bleibt sie im frühen Stadium häufig unerkannt. Erst dann, wenn nur noch 20 bis 30% der Leistung übrig sind, also wenn bis zu 80% der Leistung kompensiert wurden, machen sich erste Symptome bemerkbar. Man nennt dies auch eine progressive, degenerative Entwicklung (der Verlauf der Erkrankung wird immer schlimmer, man kann ihn nicht stoppen). 

Tierärztin untersucht Katze auf mögliche Nierenerkrankungen
Mindestens einmal im Jahr sollten Tierhalter:innen ihre:n Veterinärmediziner:in aufsuchen, um ein Blutbild inklusive Organprofil machen zu lassen.

Insbesondere ältere Tiere haben oftmals mit CNI zu kämpfen, Katzen sind hierbei anfälliger als Hunde. Tatsächlich gilt die chronische Niereninsuffizienz als die häufigste Todesursache bei Hunden und Katzen im Seniorenalter. Auch bestimmte Rassen scheinen anfälliger für die Krankheit zu sein als andere. Bei Rassekatzen tritt die CNI häufiger auf als bei Europäisch Kurzhaar Katzen, bei Hunden gehören der Pudel, der Berner Sennenhund, der Cocker Spaniel und der Yorkshire Terrier zur Risikogruppe.

Die richtige Fütterung bei Nierenerkrankungen

Sollte der eigene Vierbeiner mit chronischer Niereninsuffizienz zu kämpfen haben, gibt es gewisse Vorkehrungen bei der Fütterung, die man anwenden kann, um die Lebensqualität des Haustieres zu steigern. In den meisten Fällen sind Hunde und Katzen mit Protein und Phosphor im Futter überversorgt. Hier gilt es die Überversorgung im ersten Schritt abzubauen, um das Tier zu entlasten. Im Anschluss empfiehlt es sich, circa acht Wochen später erneut ein Blutbild machen zu lassen, um sicherzugehen, dass sich die Werte verbessert haben. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen weitere Schritte zur Entlastung der Niere – oftmals im Zuge einer speziellen Nierendiät – eingeleitet werden. Da manche Tiere über den Harn Proteine verlieren und dadurch Muskulatur abbauen, sollten Tierhalter:innen bei der Fütterung speziell darauf achten.

Nierenschonende Diät: Anpassungen bei der Fütterung

Oberste Priorität hat der Nährstoffbedarf des einzelnen Tieres. Dieser muss trotz der Reduktion von Phosphor und Protein gegeben sein. Vor allem Vitamin D muss ausreichend vorhanden sein, da die Nieren auch am Stoffwechsel von eben jenem Vitamin beteiligt sind. Des Weiteren regulieren die Nieren auch die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung. B-Vitamine sollten Tierhalter:innen bei der Fütterung zwei- bis dreifach dosieren, da es sich um wasserlösliche Vitamine handelt. Die folgenden Tipps sollten Tierhalter:innen zusätzlich berücksichtigen:

1.) Die Futter-Ration muss gut schmecken, um Appetitlosigkeit zu reduzieren! 

Bei der Rationsgestaltung einer Nierendiät dient Fett besser als Geschmacksträger als Protein. Bei einer vermehrten (Über-)Versorgung mit Proteinen können sich Kreatinin oder Harnstoff als Abbauprodukte des Proteinstoffwechsels ansammeln, was der Entlastung der Nieren wiederum im Weg steht. Für selbst zubereitete Rationen sollten daher vermehrt Fette und Kohlenhydrate zum Einsatz kommen, um den Proteinstoffwechsel zu entlasten. 

2.) Alle Produkte müssen hochwertig und somit bindegewebsarm sein. Auf Kauartikel sollten Tierhalter:innen bei Nierenerkrankungen verzichten.

Die verfütterten Nahrungsmittel sollten arm an Bindegewebe sein, da schwer verdauliche Proteine nicht im Dünndarm, sondern im Dickdarm verdaut werden. Dort zersetzen Mikroorganismen die Proteine in kleinere Bestandteile, wie z.B. Ammoniak. Dieses Ammoniak wird wiederum in den Blutkreislauf aufgenommen und über die Niere ausgeschieden. Das Ziel der Fütterungsanpassungen ist es jedoch, die Nieren so gut wie möglich zu entlasten.

Statt Kauartikeln kann ein Spielzeug mit Milchprodukten gefüllt und zur Belohnung eingesetzt werden. Auch Leckereien können Haustierbesitzer:innen selbst zubereiten. Backmatten-Kekse, Käse oder vegetarische Kauartikel eignen sich hier am besten, da sie keine hohen Proteinwerte aufweisen. 

3.) Auf Innereien und Knochen bei der Fütterung verzichten. 

Die Fütterung von Innereien ist deshalb nicht von Vorteil, da jene einen hohen Phosphorgehalt aufweisen. Ebenso ist von der Knochenfütterung abzuraten, da diese nicht nur Calcium und Magnesium, sondern auch Phosphor enthalten. Falls diese Zutaten gänzlich weggelassen werden, müssen die dadurch gelieferten Nährstoffe dennoch abgedeckt werden.

Zusätzliche Info: Phosphor reichert sich im Blut an, wenn es nicht mehr über die Nieren ausgeschieden werden kann. Viel Phosphor im Blut bedeutet wiederum, dass Calcium nicht ausreichend aufgenommen werden kann und gegebenenfalls ein Mangel entsteht. Der Körper versucht also die Menge an Calcium aus dem eigenen Knochen zu kompensieren. Da allerdings auch Phosphor in den Knochen vorhanden ist, steigt der Phosphor-Spiegel zusätzlich an. Es handelt sich hierbei also um einen Teufelskreislauf. Dieser Prozess kann auch die angedeutete Knochenendmineralisierung zur Folge haben. Als Lösung sollte man den Phosphor-Gehalt in der Fütterung dementsprechend minimieren, um keine Überversorgung zu erwirken.  

4.) Es empfiehlt sich eine mehrmalige Fütterung am Tag (vier bis fünf Mal pro Tag) und die Gabe von kleinen Portionen.

5.) Pektin und Lactulose können zur Entlastung der Nieren beigemengt werden.

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